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Anstieg depressiver Symptome bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen während des ersten Lockdowns in Deutschland
Basierend auf den Daten des Beziehungs- und Familienpanels pairfam haben drei Autorinnen und ein Autor aus dem FReDA-Team untersucht, wie sich die psychische Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie und den dadurch bedingten Kontaktbeschränkungen verändert hat.
Demzufolge zeigt sich bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Anstieg depressiver Symptome während des ersten Lockdowns im Jahr 2020. Im Jahr zuvor hatten 10,2% der jungen Menschen Anzeichen klinisch relevanter depressiver Symptome. Im Frühjahr 2020 steigt dieser Anteil auf 25,2% an.
Hierbei haben junge Frauen ein deutlich höheres Risiko, depressive Symptome zu entwickeln als Männer im gleichen Alter. Der Migrationshintergrund ist ein ähnlich starker Risikofaktor: Die Prävalenz, depressive Symptome zu entwickeln, erhöht sich bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund von 11 Prozent auf 33 Prozent.
Die Analysen basieren auf repräsentativen Längsschnittdaten des deutschen Beziehungs- und Familienpanels pairfam. Untersucht wurden Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer der Geburtsjahrgänge 2001-2003, die im ersten Erhebungszeitraum im Jahr 2018/19 zwischen 15 und 17 Jahre alt waren. An der Wiederholungsbefragung im Mai und Juni 2020 nahmen 854 Jugendliche und junge Erwachsene dieser Kohorte teil. Depressivität wurde hierbei mit der wissenschaftlich etablierten State-Trait Depression Scale gemessen.
Naumann, E.; von den Driesch, E.; Schumann, A; Thönnissen, C. (2021): Anstieg depressiver Symptome bei Jugendlichen während des ersten Lockdowns in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt, 64, 12. https://doi.org/10.1007/s00103-021-03451-5
Adult children’s estrangement from parents in Germany
Generationenbeziehungen weisen eine erhebliche Heterogenität auf – und müssen keineswegs immer eng oder intakt sein. Oliver Arránz Becker und Karsten Hank haben untersucht, wie sich Kinder im jungen und mittleren Erwachsenalter von ihren biologischen Eltern entfremden, die nicht zusammenwohnen.
Dabei wird deutlich, dass mehr Kinder eine Entfremdung von den Vätern als von den Müttern erleben. Störende Familienereignisse und insbesondere die Entfremdung vom anderen Elternteil erweisen sich dabei als die wichtigsten Prädiktoren für die Entfremdung von den biologischen Eltern.
Entfremdung ist demzufolge ein quantitativ relevantes Phänomen in der Eltern-Kind-Beziehung von jungen Erwachsenen, wobei die Beziehungen zu den Vätern besonders gefährdet sind.
Die Analyse stützt sich auf zehn Wellen der Längsschnittstudie des Deutschen Familienpanels pairfam und wendet dazu ein statistisches Analyseverfahren namens "two-level random-intercept logit panel regression" an.
Arránz Becker, Oliver; Hank, Karsten (2021): Adult children’s estrangement from parents in Germany. Journal of Marriage and Family. https://doi.org/10.1111/jomf.12796
Is perceived inability to procreate associated with life satisfaction?
Die meisten Studien zu den psychosozialen Folgen von Unfruchtbarkeit konzentrieren sich auf Personen in Kinderwunschbehandlung.. Julia McQuillan, Jasmin Passet-Wittig, Arthur L. Greil und Martin Bujard haben dagegen in ihrer Studie „Is perceived inability to procreate associated with life satisfaction?“ den Zusammenhang von Unfruchtbarkeit und Lebenszufriedenheit in der Allgemeinbevölkerung untersucht.
In den Analysen stellen sie fest, dass sowohl Frauen als auch Männer in den Jahren, in denen sie Fertilitätsprobleme wahrnahmen, eine geringere Lebenszufriedenheit hatten als zu den Zeiten, in denen dies nicht so war.
Die Korrelation vom Wissen um die Unfruchtbarkeit und geringerer Lebenszufriedenheit ist sowohl für Frauen als auch für Männer gleichermaßen problematisch. Dennoch gibt es Unterschiede abhängig von den Lebensumständen und dem Geschlecht: So hatten unfruchtbare Frauen - im Gegensatz zu Männern - auch dann eine geringere Lebenszufriedenheit, wenn sie nicht die Absicht hatten, ein (weiteres) Kind zu bekommen.
Die Studie analysiert zehn Datenwellen des Deutschen Familienpanels pairfam unter Verwendung von Fixed-Effects-Panel-Regression und Einbeziehung zeitlich variierender Kontrollvariablen.
McQuillan, Julia; Passet-Wittig, Jasmin; Greil, Arthur L.; Bujard, Martin (2022): Is Perceived Inability to Procreate Associated with Life Satisfaction? Evidence from a German Panel Study. Reproductive Biomedicine & Society Online 14, 87-100.
Termine 2022
18. – 20. Januar 2022
CLOSER online conference „Preparing for the future III: Tackling key challenges facing longitudinal population studies in a post-COVID world”
Bei dieser Veranstaltung wird u.a. Dr. Pablo Christmann von GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften den Vortrag "Concurrent or sequential? Evidence from a mixed-mode (web, paper) recruitment experiment in the panel study FReDA" halten.
31. März – 1. April 2022
Workshop „Unterrepräsentation Migrant*innen“
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Wiesbaden
11. – 13. Mai 2022
Internationale pairfam-Konferenz, München
29. Juni – 2. Juli 2022
European Population Conference, Groningen